Diversitätsgerechte Lehre umsetzen im Alltag

Wir als SPL17 möchten informieren, wie Ihr/Sie im Lehrbetrieb alle Personen, die nicht der binären Mann / Frau Geschlechternorm entsprechen, am besten unterstützen könnt/können.

Die Universität Wien bekennt sich in ihrem Frauenförderungs- und Gleichstellungsplan zu dieser Unterstützung, wir zitieren gerne:

PRÄAMBEL 

Die Universität Wien bekennt sich zur Frauenförderung und zu einer aktiven Gleichstellung von Frauen und Männern, zu einer Gleichstellung von Personen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung sowie zu einem respektvollen Umgang mit Trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen. Sie lehnt jede Diskriminierung sowie eine Benachteiligung im Zusammenhang mit Betreuungspflichten ab. 

TRANS-, INTERGESCHLECHTLICHE UND NICHTBINÄRE PERSONEN 

§ 24. Die Universität Wien respektiert und unterstützt Menschen, die ihre Geschlechtsidentität ändern bzw. geändert haben, sowie Menschen, die mit ihrer Geschlechtsidentität von jenem Modell abweichen, das die Menschen notwendig als Frau oder Mann definiert. 

Dieses Bekenntnis ist leider im Verwaltungsalltag der Universität nur rudimentär umgesetzt, weshalb es für mehrere Verwaltungssysteme seitens der Lehrenden verstärkte Aufmerksamkeit – und Work-arounds – braucht. Basis für folgende Praxis-Tipps ist die Tatsache, dass Personen, die ihren Personenstandsgesetzmäßigen Vornamen im Alltag nicht (mehr) führen, diesen leider in den Verwaltungssystemen der Universität Wien, insb. in u:space und moodle, NICHT ändern können. An anderen Universitäten ist dies bereits möglich. Bitte beachten Sie/ beachtet:

     

  • Vorstellrunde/Pronomen: Zunächst empfiehlt sich in der ersten Lehrveranstaltungseinheit eine Vorstellrunde von Studierenden (und Lehrenden) mit Pronomen und Vor- und Nachnamen durchzuführen, um so zu erheben, welche Vornamen die Studierenden führen – und ob diese ggf. von den im System geführten Vornamen abweichen – insbesondere was die geschlechtliche Markierung von Vornamen betrifft.
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  • Unterschriftenlisten: bei der Generierung von Unterschriftenlisten aus u:space (diese dienen dazu, um in der LV die Anwesenheit festzustellen) empfiehlt es sich, die Liste als excel-Datei herunterzuladen, und in dieser die Vornamen jener Personen auszubessern (und an die geführten Namen anzugleichen), die das in der Vorstellrunde zur Kenntnis gebracht haben. Erst diese korrigierte Liste kann dann als Unterschriftenliste verwendet werden. Alternativ eignet sich ein Aufrufen der Nachnamen (ohne Vornamen!) zur Feststellung der Anwesenheit in der LV-Einheit.
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  • E-Mail Verkehr, Adressierung von Studierenden in der Lehre: es empfiehlt sich, generell auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ zu verzichten, und stattdessen die Adressierung „Hallo Vorname Nachname“ zu verwenden (im Schriftverkehr) oder, mündlich, Studierende unter Verwendung des Vornamens zu siezen (oder – wenn Sie/Ihr das macht: zu duzen).
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  • Moodle: Da Studierende auch in Moodle ihre Vornamen nicht verändern können, sollten Sie/solltet Ihr vor dem Einrichten von Gruppen erfragen, ob es für alle Studierenden in Ordnung ist, mit ihrem gesetzlich geführten Vor- und Nachnamen für alle anderen Studierenden sichtbar zu werden. Sollte dies nicht der Fall sein, empfehlen sich Workarounds beim Einrichten von Gruppen wie Etherpad (Studierende schreiben sich selbst einer Gruppe unter Verwendung ihres Namens) oder andere. Lehrende sehen all Teilnehmer_innen einer LV mit Vornamen, Namen und E-Mailadresse; Studierende können ihre Namen und E-Mailadressen jedoch für andere Studierende unsichtbar schalten. Nur bei der Verwendung des Gruppentools geht das nicht.
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Wir möchten Sie/Euch sehr herzlich – auch im Namen der Studienrichtungsvertretung Bagru Thewi – darum bitten, diese Hinweise und Empfehlungen zu beherzigen. Es ist verletzend für Studierende – wie für alle Menschen – nicht in jener Art und Weise adressiert zu werden, wie es der Selbstdefinition entspricht; insbesondere in einem Zusammenhang wie jenem an der Universität, wo von einem respektvollem Miteinander als Basis für gemeinsames Lernen (und Lehren) ausgegangen werden soll. Rückfragen bitte gerne an die SPL direkt, oder auch – so es Fragen/Diskussionsbedarfe von Studierenden sind – per Mail an die Bagru.

Weitere Informationen sind im entsprechenden (ausführlichen!) Abschnitt des Handbuchs für Lehrende der Universität Wien abrufbar.

Wir als SPL17 setzen uns gemeinsam mit anderen Kräften an der Universität Wien (ÖH, Arbeitskreis für Gleichbehandlung) dafür ein, dass die Verwaltungssysteme auch an der Universität Wien so gestaltet werden, dass alle Menschen ihr (menschenrechtlich verbrieftes) Recht auf freie Geschlechtsidentität umsetzen können.

Andrea B. Braidt, Nicole Kandioler-Biet